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Changing Perspectives – Visuelle Erhebungsinstrumente als Methoden zur Untersuchung von Fremd- und Selbstbildern

Einführung

Die Decade of Roma Inclusion 2005–2015 ist eine Initiative von 12 Nationen mit dem Ziel, die Lage der Roma* europaweit zu verbessern. Die Publikation No Data–No Progress der Open Society Foundations, die 2010 in diesem Rahmen veröffentlicht wurde, zeigt auf, dass mittels quantitativer Untersuchungsmethoden wie Bevölkerungsumfragen unter Roma bisher nur lückenhaft Daten erhoben werden konnten. Das methodische Vorgehen wies eine unzureichende Berücksichtigung ethnischer und persönlicher Identitäten von Roma auf. No Data–No Progress fordert nun neue, qualitative Methoden, welche die Teilnahme an Umfragen steigern, indem Themen wie Identität, Privatsphäre und Vorurteile in den Erfassungsprozess einbezogen werden.

Methoden

Das Forschungsprojekt arbeitet mit designspezifischen und sozialwissenschaftlichen Methoden. In einer ersten Phase werden problemzentrische Interviews durchgeführt, um systematisch Informationen über Einstellungen, Meinungen und Verhaltensweisen mit Blick auf die Wahrnehmung von Selbst- und Fremdbildern von Roma-Jugendlichen und anderen Schweizer Jugendlichen zu erheben.
Als designspezifische Methode werden Cultural Probes zur Ermittlung von umfangreichen visuellen Daten über die Selbst- und Fremdbildwahrnehmung angewandt. Dabei sollen Darstellungen von privaten Tätigkeiten, Ansichten sowie ästhetische und kulturelle Vorlieben der Zielpersonen ermittelt werden. Die Cultural Probes ermöglichen Beobachtungsstudien in schwer zugänglichen Forschungsfeldern wie zum Beispiel in Privaträumen oder innerhalb der Familienstruktur. Gruppenworkshops und Rollenspiele sollen zur Herauskristallisierung von gruppenspezifischen Selbst- und Fremdbildern, insbesondere von stereotypischen Bildern und Vorurteilen gegenüber der anderen Gruppe verwendet werden. Die visuellen Ergebnisse werden verschiedenen Experten aus den Bereichen Soziologie, Bildwissenschaft und Designforschung vorgelegt. Der Expertenzirkel ermöglicht eine kritische Auseinandersetzung für eine umfassende Designanalyse.
Basierend auf der Gruppendiskussion werden die visuellen Resultate in Form einer Publikation, einer Ausstellung oder eines Kurzfilms aufgearbeitet und so für ein breites Publikum zugänglich gemacht. Der Fokus liegt dabei auf dem Herausarbeiten der unterschiedlichen Perspektiven, dem Perspektivwechsel zwischen Selbst- und Fremdbild und einer allfälligen Verschiebung der Perspektiven. Die gewonnenen Erkenntnisse fliessen in spezifische Kommunikationsmassnahmen ein, wie beispielsweise Theaterprojekte, Filmfestivals, Spiele, Aktionstage, Workshops, pädagogische Lehrmittel oder Austauschprogramme.

*Roma ist ein Oberbegriff für verschiedene, ethnisch miteinander verwandte Bevölkerungsgruppen, zu denen beispielsweise die Sinti zählen. Sie habe eine gemeinsame, in Dialekte aufgespaltene Sprache – das Romans, bzw. Romani.

Cultural Probes (Bild: Forschungsteam)
Cultural Probes (Bild: Forschungsteam)

Zeitraum

Dezember 2011Juni 2014

Leitung

Hélène Jordi-Marguet

Verantwortung

Esther van der Bie

Mitarbeit

Johannes Mager

Finanzierung

Berner Fachhochschule BFH

Forschungsfelder